3. Meisterkonzert: Mendelssohn Kammerorchester Leipzig

Die Anwendung der 2-G-Regelung bei den Konzerten des Vereins junger Kaufleute klappt mittlerweile reibungslos. Am Einlass werden alle Pässe und Handys gewissenhaft kontrolliert. Einige Besucher haben dann aber wohl vergessen, ihr Handy wieder auszustellen bzw. den Lautlos-Modus zu aktivieren. So kam es ein paar Mal zu kleineren Störgeräuschen, die aber den Hörgenuss des Konzertes kaum schmälern konnten.

Das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig unter Peter Bruns am Cello präsentierte sich in bester Spiellaune. Nach einem Abend mit prächtiger Musik des Barock mit den Anfänger der Frühklassik gab es einige Zuhörer, die dem Orchester später per Mail ihren Dank aussprachen („Balsam für die Seele“). Einen hohen Anteil an diesem glorreichen Abend hatte Reinhold Friedrich an der Barock-Trompete. Dass man ihn gerne respektvoll auch mal „Friedrich der Große“ nennt, mag drei Gründe haben: Zum einen seine Körpermaße, zum anderen seine unbestreitbare Meisterschaft auf seinem Instrument und möglicherweise auch seine Affinität zur Musik von Komponisten, die in der Zeit des Regenten Friedrich des Großen wirkten oder zumindest geboren wurden.

Mit dem Verklingen der festlichen Orchestersuite Nr. 4 fühlten sich manche Zuhörer schon in vorweihnachtliche Stimmung versetzt. Diesen Faden werden die King´s Singers am 02.12. bei ihrem Konzert im Theater natürlich aufnehmen und fortspinnen!

Konzertkritik

Freunde barocker Musik dürften schon beim Lesen des Abendprogrammes glänzende Augen bekommen haben: Bach, seine Söhne Carl Philipp Emanuel und Wilhelm Friedemann, Fasch und Hertel gaben sich beim Konzert des Vereins junger Kaufleute (VjK) am Samstag in der Leeraner Blinke die Ehre. Ruhm und Glanz zu vergangenen Lebzeiten halten sich über die Jahrhunderte dann, wenn sich immer wieder fähige Musiker finden, die die Prachtstücke der „alten Musik“ nicht nur ertönen lassen, sondern mit neuem Leben füllen. Mit dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig (MKO) hatte der VjK einen Klangkörper eingeladen, der stilsicher zwischen Hochbarock und Vorklassik unterwegs war. Und die überaus engagierten Musiker lieferten, was Programm und Komponisten versprachen: jenen „Ach, wie schön“-Effekt samt Festtagsstimmung, wie Bachs Sinfonia zur Kantate „Bringet dem Herrn Ehre seines Namens“ und Faschs Trompetenkonzert in D sie eben verbreiten, vorhersehbare Harmonie und Hörgenuss, nicht zuletzt dank Reinhold Friedrichs souveränem Solistenpart als Klangkronen-verteilender Trompeter. Doch dann lüfteten die Leipziger ihre angenehm-freundliche Maske und zeigten, was eigentlich in ihnen, bzw. Peter Bruns als das Orchester leitendem Cellisten und Trompeter Friedrich steckte. Ersterer bannte die Hörer mit seiner Virtuosität in C.P.E. Bachs stürmisch- aufregendem Cellokonzert a-Moll, mit Kadenzen, die das Publikum in atemloser gespannter Stille verfolgte und zu mindestens ebenso stürmischen Beifall zwang. Dann Friedrich, der die heiklen hohen Lagen quasi im Vorbeigehen mitnahm und übermütig in Verzierungen einbaute, der mit seinem warmen, elastischen Ton auf den üblichen plakativen Trompetensound verzichtete. Beide, die auf ihren Instrumenten berührend sangen und echte Glanzpunkte setzten. Das MKO selbst überzeugte sowohl durch ein klug aufgebautes Programm mit steter Steigerung in beiden Konzerthälften wie im Ganzen, mit vielfarbigem Kolorit in wechselnden Besetzungen, mit prunkender voller Tuttibesetzung am Schluss. Es überzeugte aber noch weitaus mehr durch großartige Solisten in den eigenen Reihen, durch Interpretationen voller Überraschungsmomente, durch seine vitale und tänzerische Spielweise, die plastische Gestaltung der einzelnen Sätze wie bei der Begleitung der Solisten, seiner virtuosen Qualitäten. Auch wenn Bachs Söhne und ihre Zeitgenossen sich neues, so spannendes musikalisches Terrain eroberten: die mitreißende Freude und ansteckende Hochstimmung von Vater Bachs Orchestersuite in D war einfach unschlagbar. So gab es nicht nur bei den Barockfans im Saal heißgeklatschte Hände; mit der Zugabe vom guten alten, jungen Bach gingen alle beschwingt nach Hause.

Barbara Fischer

Reinhold Friedrich mit dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig

Peter Bruns mit dem Mendelssohn Kammerorchester