5. Konzert: Thomas, Debargue

Freitag, 03.02.2023, Theater an der Blinke, 22:15 Uhr: Zwei wunderbare Musiker trafen sich in Leer zum gemeinsamen Musizieren. Natürlich haben Camille Thomas (Violoncello) und Lucas Debargue (Klavier) schon oft miteinander gespielt und Konzerte gegeben. Debargue kam aus Stockholm, Thomas kam aus Paris mit dem Zug, der eine Stunde Verspätung hatte. Aber dennoch wollten beide um die Zeit „ein paar Noten lesen“, wie sie es nannten.

Am Samstag ging es dann ausgeschlafen weiter; um 10 Uhr startete eine weitere Vorbereitung auf das Konzert am Abend. Kurzfristig musste das Programm noch umgebaut werden, so dass es zu spät war, alle Änderungen noch ins Konzertheft zu bekommen, das bereits zu dem Zeitpunkt gedruckt war. Charmant erläuterte Camille den genauen Programmablauf. An dieser Stelle sei auch noch Christoph Otto Beyer gedankt, der sich bereiterklärt hatte, die Konzerteinführung zu machen.

Hier noch einmal die genaue Auflistung der ersten Konzerthälfte:

Schumann:
3 Fantasiestücke op. 73

Chopin / Franchomme:
Etüde op. 25/7
Nocturne op. 72/1
Mazurka op. 68/2
Prelude op. 28/15

Chopin:
Grand Duo sur un theme de Robert le Diable

Die zweite Hälfte blieb dann wie angekündigt und im Programmheft beschrieben. Allerdings kamen dann nach einem großartigen Abschluss mit der Sonate von Cesar Franck und der Blumenübergabe noch drei Zugaben dazu: Der berühmte „Schwan“ aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saens, ein Teil einer Scarlatti-Sonate (Klavier solo) und der bekannte „Gesang der Vögel“ (El Cant dels Ocells) für Cello solo, von Casals und an dem Abend von Camille dem Frieden gewidmet: „Möge es für sie zu einem Lied des Friedens und der Hoffnung werden.“ (Zitat Casals).

Alle weiteren Details entnehmen Sie bitte der Kritik von Frau B. Fischer:

Konzertkritik

Drei Zugaben sind großzügig. Zum einen, weil die Cellistin Camille Thomas und der Pianist Lucas Debargue am Samstag beim Konzert des Vereins junger Kaufleute in Leer zuvor Großes geleistet hatten, zum anderen das grandiose Finale der A-Dur-Sonate von César Franck eine Zugabe nicht brauchte. Doch die beiden jungen Künstler taten auch bei den Zugaben das, was sie den ganzen Abend bei jedem Werk eindrücklich wiederholten: mit vollen Händen geistvoll, leidenschaftlich, intelligent und wagemutig aus ihrem Können und Talent, aus ihrer Begeisterung für die Musik und ihre Instrumente zu schöpfen. Alles zusammen ergab ein Konzert mit vielen Besonderheiten, ein packendes Erlebnis. Dabei begann alles eher leicht und beschwingt; Schumanns Fantasiestücke op. 73 könnte man sicher ob all ihrer romantischen Facetten auch schwer und befrachtet angehen. Doch das Duo wählte einen „untragischen“, jedoch nicht minder gehaltvollen Weg voller Energie und Kraft. Nur dass Schmachten, Sehnen, Seufzen, Schmelzen sich in nahezu schwebender, tänzerischer Weise ablösten und mit fein modellierter Binnenzeichnung nicht in Dunkelheit versanken. Eine Romantik voller optimistischer Hingabe, das ist eine gute Option und Ausdruck der persönlichen Botschaft der Zwei an das Publikum. Denn ihre persönliche Handschrift zeigte sich nicht nur in dem reich nuancierten Spiel des Pianisten Debargue oder der Intensität des Tones der Cellistin Thomas. Oder in einer Interpretationsweise, die zum Teil kompromisslos in die Extreme ging, doch im Gegenzug für permanente Spannung sorgte. Ein Anliegen war es ebenso, die Werkauswahl als Ergebnis einer Spurensuche mit klingender Historie und einem anwesenden Zeitzeugen zu dokumentieren. Wann hat man sonst Gelegenheit, ein kostbares Violoncello zu hören, das von Auguste Franchomme als geschicktem Arrangeur mit Vorliebe für die kantabilen Qualitäten seines Instrumentes in Gegenwart von Chopin gespielt wurde? Wann die Gelegenheit, Lieblingsstücke dieser Künstlerfreundschaft mit einer Originalstimme zu erleben? Faszinierend. Ein weiteres Anliegen Thomas und Debargues war es, die Liebe der Komponisten, die Affinität der Werke und insbesondere des Celloklanges zur menschlichen Stimme deutlich zu machen. Ob Kantilenen bei César Franck oder Saint-Saens anmutigem „Schwan“: derlei Zaubereien gab es am Samstag viele. Neben ebenso vielen, ebenso großartigen Momenten der Virtuosität, dynamischer Vielfalt, monumentaler Klangentwicklung, deren Vitalität, gepaart mit leidenschaftlicher Hingabe die beiden Künstler schnell zu Sympathieträgern beim Publikum werden ließen. Großartig!

Barbara Fischer

Camille Thomas und Lucas Debargue bei der Probe

Camille Thomas und Lucas Debargue vor der Zugabe