6. Meisterkonzert: Stuttgarter Kammerorchester, Katia & Marielle Labèque

Leer. Der Ostfriese als solcher steht dem Karneval doch eher zurückhaltend gegenüber. Das trifft aber nicht unbedingt zu, wenn es den „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saens betrifft, den konnte man im 6. Meisterkonzert des Vereins junger Kaufleute am vergangenen Freitag auch (oder vielleicht gerade) in der Fastenzeit wunderbar genießen .

Natürlich eignet sich dieses Werk wunderbar dazu, gerade auch Kindern den Zugang zur klassischen Musik zu ebnen. Man muss aber auch die kompositorische Meisterschaft darin erkennen, die der Komponist an vielen Stellen ausgearbeitet hat; sei es mit Zitaten seiner Kollegen, sei es mit der Nachahmung von Tierlauten. So wird es auch für Erwachsene immer wieder ein Vergnügen sein, dieses musikalisch auf so hohem Niveau dargebracht zu bekommen. Wenn man dann mit den Schwestern Labèque zwei so großartige Solistinnen auf der Bühne erleben kann, die dieses Werk sicher hunderte Male gespielt haben und selber immer noch ihren eigenen Spaß daran erkennen lassen. Und das nicht nur, aber gestern geradezu hinreißend komisch, in der Parodie auf die Gattung der „Pianisten“. Schon in der Probe wurde dem Orchester mitgeteilt: „We are playing it very ugly!“ – gesagt – getan, klasse!

Die drei Werke davor, die noch nie in  Leer zu hören waren, waren aber allemal eine Entdeckung wert. Entstanden sie doch alle in Zeiten, in denen bereits Kompositionen entstanden, die deutlich schwerer zu erfassen sind. Allen gemein war ein Klangideal, das seine Wurzeln im Romantischen, Spät-Impressionistischen ausgebildet hat. Der eine  oder andere Zuhörer mag sich immer mal wieder an große Filmmusiken erinnert gefühlt haben.

Das Konzert für 2 Klaviere und Orchester von Philip Glass ist auf jeden Fall eine Bereicherung für diese Besetzung. Und so applaudierten sich zurecht die Schwestern Labèque und das Stuttgarter Kammerorchester gegenseitig nach der gelungenen Interpretation.

Konzertkritik in der Ostfriesen Zeitung von Frau B. Fischer

Das Stuttgarter Kammerorchester mit Nabil Shehata beim Proben

Katia & Marielle Labèque mit Nabil Shehata und dem Stuttgarter Kammerorchester nach der Zugabe