1. Konzert: Manz, Trenel, Klieser, Lee, Ioniță, Hölscher, Wagner
Das Saison-Eröffnungskonzert des Vereins junger Kaufleute ist immer wieder aufs neue ein besonderer Abend: Man trifft seine Sitznachbarn wieder, die man einige Monate möglicherweise nicht gesehen hat; vielleicht trifft man auch auf neue Platznachbarn, die ein Abonnement erworben haben: Allen gemeinsam ist die Vorfreude auf acht wunderbare Abende einer neuen, abwechslungsreichen Saison mit sorgfältig ausgesuchter Musik.
Wer als Veranstalter das berühmte Beethoven-Septett in seinen Spielplan integrieren will, weiß, dass man sich nach einer sehr gemischten Besetzung umsehen, besser: umhören muss. Außerdem ist die Programmzusammenstellung insgesamt auch nicht von der Stange. Denn schließlich wollen sich vier Streicher und drei Bläser auf der Bühne präsentieren. Mit einem Streichtrio von Francaix und der Serenata in vano von Nielsen bestritten die Musiker eine sehr kurzweilige erste Programmhälfte, bevor das große Septett die zweite Hälfte einnahm. Die sieben Musizierenden um die Geigerin Franziska Hölscher, den Hornisten Felix Klieser und den Klarinettisten Sebastian Manz unternahmen eine Sternfahrt nach Leer, um dieses Programm dem Publikum zu präsentieren. Haesue Lee (Bratsche) kam quasi direkt aus Korea.
Der Witz und die in den Werken verbaute Ironie übertrug sich aus dem Notenbild auf die Spielfreude der Musiker und von dort auf das Publikum; so wurde es ein farbiger, launischer Abend. Einen bewusst gewählten Kontrast wird der anstehende Klavierabend mit Alexander Lonquich dazu bieten: Sowohl die Länge (es wird zwei Pausen geben), als auch die Inhaltsschwere der letzten drei Klaviersonaten von Franz Schubert werden einen Hörgenuss ganz anderer Art bieten.
Konzertkritik
„Schön, nicht?“, war die einhellige Meinung nach dem Eröffnungskonzert der kommenden Saison beim Verein junger Kaufleute am Samstag in Leer. Und das bezog sich nicht nur auf Beethovens vielgespieltes Septett Es-Dur, sondern auf den ganzen Abend, mit dem der VjK ein Rundum-Wohlfühl-Paket geschnürt hatte. Eine heitere, humorvolle Grundstimmung beherrschte alle drei Werke, gepaart mit Augenzwinkern und kleinen Geschichten: all das zusammen verbreitete erfrischendes Wohlbefinden mit hohem musikalischen Anspruch. Aber der buchstäblichen Reihe nach. CNW 69: das klingt doch nach dem Nummernschild eines schicken, schnittigen Cabrios. Angenommen, fünf Musiker (drei Streicher und zwei Bläser) wollen einen netten Abend mit einer gemeinschaftlich angehimmelten Schönen verbringen. Also flott die Instrumente eingepackt, und mit CNW 69 rasant bis unter die Balkontür gefahren. Doch alle Kunstfertigkeit, jeglicher noch so (musikalischer) Charme, Turtelei und Romantik nützen nicht: sie lässt sich weder blicken noch erweichen. Also rauschen die Fünf zwar abgeblitzt, aber dennoch fröhlich mit ordentlich Fahrtwind um die Ohren wieder von dannen. Carl Nielsen hat diese imaginäre Szene in der „Serenata in vano“ (Vergebliches Ständchen) plastisch umgesetzt, das famose Quintett aus Violoncello, Kontrabass, Fagott, Horn und Klarinette ebenso. Zu finden ist das Stück unter dem Werkverzeichnis: na klar, CNW 69… Das Streichtrio von Jean Francaix stand dem Vorgänger an Unterhaltungswert in nichts nach. Ob experimentelle Passagen, humoristische Einlagen oder virtuoses Bällespiel: mit leichter Hand und in fröhlichem Erzählstil machten Franziska Hölscher, Haesue Lee und Andrei Ionitâ das zu einem klangvollen, doch stets durchsichtigem Hinhörer. Dann Beethoven. Das Septett Es-Dur. Ein Quasi-Streichquartett mit Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass. Dazu Klarinette, Horn, Fagott. Eine sinfonische Besetzung im Taschenformat. Damit lässt sich vielseitig arbeiten: nach Streichern und Bläsern getrennt, „doppelchörig“, solistisch mit Begleitung, als Duett oder Trio, gerne auch im Mix, als „großes“ Orchester, natürlich immer in guter Korrespondenz. Beethoven hat all diese Möglichkeiten restlos ausgeschöpft und sie obendrein mit einer Fülle schönster Themen versehen, die jeweils bestens zu den einzelnen Instrumenten passen. Einfach genial, und man meint sogar, genial einfach, denn die Virtuosität der einzelnen Parts verschwand hinter der Faszination eines pulsierend leuchtenden und facettenreichen Klangkörpers. Sieben entspannte, gutgelaunte Musiker sorgten für einen Auftakt nach Maß, das Publikum für rasanten, schnittigen Beifall in Anlehnung an CNW 69…
Barbara Fischer
Vor der Zugabe
Die Zugabe: eine schnelle Version des Septett