8. Konzert: VOCES8

„We are sold out“ oder „full house!”, um in der Sprache der musikalischen Gäste zu bleiben, die das Theater am vergangenen Sonntag in große Begeisterung versetzten. VOCES8 sind mittlerweile bekannt dafür, große Kirchen und Säle zu füllen. Eigentlich waren sie bereits 2019 eingeladen und nach nochmaliger Verschiebung hat es nun endlich geklappt. Selbst ein kleiner Fanclub aus den Niederlanden war angereist.

Die künstlerische Bewertung liegt natürlich wieder ganz bei Barbara Físcher, aber ein Gänsehaut-Moment war sicher der Gesang der zwei Sopran-Stimmen im „Spiritus Sanctus Vivificans“ von Hildegard von Bingen – zwei Stimmen, die wie eine einzige klangen, großartig.

Am Montag nahmen sich die 8 Sänger*innen noch die Zeit für einen knapp zweistündigen Workshop für den Schulchor des UEG. Auch die (eigentlichen) Nicht-Sänger-Schüler, die sich den Workshop ansahen und -hörten, wurden mit einbezogen bei den Aufwärmübungen und dem (rhythmischen) Einsingen. Schließlich noch die Feinarbeit an einem vorbereiteten englischen Madrigal von Angesicht zu Angesicht, Vorsingen, Nachsingen, Mimik, Interpretation, Aussprache – ein Erlebnis für alle, die dabei sein konnten. Die Fotos unten mögen einen kleinen Eindruck vermitteln, was am Montag in der Aula des UEG passierte.

Konzertkritik

Ausverkauft! Das britische Vokalensemble VOCES8 besitzt eine große Strahlkraft, und der Bann der acht Stimmen ist nach wie vor ungebrochen. Sooo singen zu können wünschen sich viele; im Ensemble sooo singen zu können wäre sicher ein Traum eines jeden Laienchor-Mitgliedes. Da konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass im Publikum zahlreiche ebensolche „Fans“ von VOCES8 saßen, die sich diese Realität-gewordene Idealvorstellung von chorischer Gesangskultur nicht entgehen lassen wollten. Sich von den singenden Sympathieträgern begeistern zu lassen, fällt nun auch nicht schwer; insbesondere die zweite Hälfte des Abends glich in puncto Applaus-Charakter zeitweise einer Pop-Veranstaltung. Wie man allein durch die Programmgestaltung ein Publikum für sich gewinnt, wissen die SängerInnen von VOCES8 sehr gut; das „von X bis Y“ der Komponisten umfasste tausend Jahre Musikgeschichte, da war wirklich für jeden etwas dabei. Die Mischung aus ernst und heiter, religiös und weltlich, klassisch und traditionell lebte zusätzlich vom Kontrast zwischen von alt und neu. VOCES8 wandert nicht brav von einer Epoche zur nächsten. Auf Schütz Rheinberger folgen zu lassen, oder Taylor Scott Davis neben Hildegard von Bingen zu stellen, erfordert zum einen vom Ensemble das Wissen um die Sicherheit, sich stilistisch innerhalb von Sekunden umstellen zu können, denn oft gingen die Werke quasi attacca ineinander über. Zum anderen braucht es den Mut und das Vertrauen, durch die eigene Kunstfertigkeit das Publikum erfolgreich auf diesen Parcours mitzunehmen zu können. Das verbindende Element zwischen allen Beiträgen jedoch war die hohe Klangkultur, die Stimmen von VOCES8 selbst, jede individuell, aber stimmig im Ganzen, nahezu ohne Vibrato, perfekt ausbalanciert, reiner Klang, wunderbare Töne. Die Sprache als Sinn-Transporteur der geistlichen Werke wie als Gestaltungsmittel kam noch hinzu, ein Sinn-entleerter Dib-dib-schabadaba-Bach brachte ebenso gute Unterhaltung wie Pseudo-Drum und Pizz-Bass von Jazz-Arrangements. Einen besonderen Genuss bescherten lange Vokale, die das „Instrument“ Stimme aufleuchten ließen. Hierin waren Byrd oder Palestrina wahre Meister; und gerade diese alten Werke waren es, die den „VOCES8-Effekt“ am ehesten hervorriefen. Sooo singen zu können…

Barbara Fischer

VOCES8 bei der Probe im Theater an der Blinke

VOCES8 vor der Zugabe

VOCES8 mit G. Oldigs-Nannen, T. Bockelmann und F. Schwab

VOCES8 mit C. Meyer am Ubbo-Emmius-Gymnasium (UEG) Leer

Workshop mit VOCES8 am UEG

Workshop mit VOCES8 am UEG