Leer. Der Ostfriese als solcher steht dem Karneval doch eher zurückhaltend gegenüber. Das trifft aber nicht unbedingt zu, wenn es den Karneval der Tiere von Camille Saint-Saens betrifft, den konnte man auch (oder vielleicht gerade) in der Fastenzeit wunderbar genießen im 6. Meisterkonzert des Vereins junger Kaufleute am vergangenen Freitag.

Jetzt hat es der Verein junger Kaufleute sogar namentlich in den Deutschen Bundestag geschafft. Anlässlich einer Beratung zu “Teilhabe an Kultur in ländlichen Räumen” hat die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann uns beispielhaft für das ehrenamtliche Engagement im ländlichen Raum in ihrem Redebeitrag erwähnt.

Das „Neujahrskonzert“ des Vereins junger Kaufleute erfüllt bestimmt nicht den gleichen Anspruch in Besetzungsgröße und Thematik wie das gleichnamige in Wien. Trotzdem herrscht immer wieder eine besondere Atmosphäre bei diesem ersten Konzert des Jahres.

Augen auf bei der Berufswahl, möchte man jedem jungen Menschen zurufen, der das Helsinki Baroque Orchestra in Leer hören konnte. Denn, was man nicht sehen, geschweige denn hören konnte: Das Orchester kam am Nachmittag in Leer an, war morgens in Helsinki per Flieger nach Hamburg gestartet, dann ging es per Bus von Hamburg nach Leer.

Seltener als man vielleicht denken mag kommt die Familie Kam dazu, gemeinsam zu musizieren, dazu sind Schwester und Bruder viel zu sehr mit eigenen Projekten beschäftigt, die beide rund um den Globus führen. Sharon als gefeierte Solistin mit der Klarinette reiste aus Bielefeld an, Ori, der nach seinem Ausscheiden aus dem Orchester der Berliner Philharmoniker sich voll und ganz auf seine Mitwirkung im Jerusalem-Quartet konzentriert, kam aus Zürich, wo er noch eine Professur innehat.

Das hat man bei einem Konzert des Vereins junger Kaufleute auch noch nicht gesehen: Ein Mischpult mitten im Saal! Und um es vorweg zu nehmen, dieser Aufbau erwies sich als sehr lohnend, denn Matthias Beer, der an diesem Pult saß, um den Ton und das Licht zu steuern, machte seine Sache ausgezeichnet, so dass die Wortbeiträge im ganzen Saal gut verständlich waren.

Das Eröffnungskonzert einer Saison ist beim Verein junger Kaufleute immer etwas Besonderes, schließlich haben sich manche Zuschauer seit dem letzten Konzert im April nicht mehr gesehen und einige treue Abonnenten haben neue Platznachbarn bekommen (ihnen allen ein herzliches Willkommen!). Da das Konzert ausnahmsweise ohne Pause gespielt wurde, gab es also im Vorfeld im Foyer schon viel zu besprechen.

Das Abschlusskonzert einer Saison ist schon fast traditionell immer etwas besser besucht, als vielleicht so manch anderes Konzert, wobei sich der Verein junger Kaufleute gerade in dieser Saison keinerlei Sorgen über die Auslastung machen musste.