3. Konzert: Bezuidenhout, Gent, Bernardini, von Rahden, Manson, Sticher

Traditionell steht im Dezember auf dem Programm des Vereins junger Kaufleute immer ein Konzert, das motivisch, programmatisch oder instrumental möglichst gut in die Vorweihnachtszeit passen soll. Diesen Anspruch erfüllten auch die Musiker um Kristian Bezuidenhout, die mit Bachs Cembalokonzerten immer den richtigen Ton dazu fanden.

Im Mittelpunkt stand diesmal ein Instrument, das nicht so oft so viel Aufmerksamkeit erfährt im Konzertbetrieb: Das Cembalo. Kristian wollte dazu ein Instrument, das von Christian Kuhlmann aus Bremen gebaut worden und betreut worden ist. Dazu ein paar instrumentenbautechnische Angaben: Dieses Cembalo ist der Original- und klanggetreue Nachbau des historischen Vorbilds von HENRI HEMSCH aus dem Jahre 1751 Paris. Es besitzt zwei 8´und ein 4´ Register, zwei Manuale mit französischer Schiebekoppel, einen Lautenzug im oberen Manual, einen Tonumfang von F´- e´´´ (möglich auch bis f ´´´ wie bei späteren Henri Hemsch Originalen, z.B. dem von 1761) und eine Transponiereinrichtung für 392 Hz / 415 Hz / 440 Hz. In Leer wurde auf 415Hz musiziert.

Die Schiebekoppel, die von Kristian währen des Konzerts ab und an betätigt wurde, dient dazu, das obere Manual wahlweise nur mit dem 4´-Register zu spielen oder eine Kopplung mit einem der 8´-Register herzustellen und so die Klangfarbe und -Fülle zu verändern.

Konzertkritik

Unaufgeregt. Unspektakulär. Exakt. Bach. Cembalist Kristian Bezuidenhout und ein kleines, aber feines Streicherensemble mit Sophie Gent, Cecilia Bernardini Violine), Simone von Rahden (Viola), Jonathan Manson (Violoncello) und Christine Sticher (Kontrabass) gastierten am Donnerstag beim Konzert des Vereins junger Kaufleute in der Blinke mit einem reinen Bach-Programm. Das ist Wagnis und Chance zugleich, denn der Grat zwischen Langweiler, Akademikertum und Euphorie ist gerade bei Bach sehr schmal. Anders als etwa bei seinem Zeitgenossen Vivaldi bietet sich seine Musik nicht für aufsehenerregende, furiose Interpretationen an, die nahezu Neuentdeckungen gleichen, nein, Bach bleibt Bach. (K)Ein Langweiler, Akademiker, Zahlentüftler und Harmonie-Akrobat, dessen Gedankengängen man auch mit reichlich Übung oft nur schwer folgen kann. Und so war dieser Abend in der Blinke eine große Chance, dem alten Meister einmal genau zuzuhören. Und festzustellen, dass es immer noch Stellen gibt, die man bisher nicht wahrgenommen oder beachtet hatte, Stimmführungen, Orchestereinsätze, Fugenverläufe, Rhythmik und Motivik. Selbst bei Klassikern wie dem Cembalo-Konzert g-Moll, demjenigen in D oder dem in d-Moll, und ganz zu schweigen von unbekannteren Werken wie der Toccata in d, die Bach, so scheint’s, nur für sich selber geschrieben hat. Als Übungsstück, klingende Theorie eines Akademikers. (K)Ein Langweiler. Kristian Bezuidenhout und seine MusikerInnen hätten mit Leichtigkeit eine atemberaubende Bach-Session hinlegen können, mit irrwitzigen Tempi und überbordender, explosiver Dynamik. Doch sie sind ganz bewusst einen „stillen“ Weg gegangen, in frischen, aber moderaten Tempi, mit deutlicher, aber angemessener Dynamik, mit klar gezeichneter, aber unplakativer Motivik. Unaufgeregt, unspektakulär. Präzise wie die exakten Endlosläufe im Cembalopart von Bezuidenhout. Virtuosentum am Fließband. Und trotzdem lebendig und zumindest für diesen Abend genau der richtige Weg, denn aus der „gemäßigten“ Herangehensweise trat ein Bach hervor, dem man in ruhiger Gelassenheit zuhören und folgen konnte. Analytisch wie bei der Toccata, in innerer Beschwingtheit wie bei den munteren Ecksätzen der Cembalokonzerte oder in stiller Andacht bei den feinfühlig musizierten und wundersam bodenständig schwebenden Mittelsätzen, in reiner Bewunderung für seine Kompositionskunst wie bei der Chaconne-Adaption aus der Violinpartita in d und derjenigen, die solch ein Werk spielen können. Staunen darüber, welchen Reichtum an Farben, Stimmungen, Motiven, Charakteren er der simplen, das Programm prägenden Tonart d-Moll abgewann. Wege zu Bach. Viele Wege führen zu Bach; dieser war vielleicht nicht einer der buntesten, dafür aber ein sehr sicherer, erhellender, nachhaltiger und schließlich auch beglückender.

Barbara Fischer

Das Cembalo

Kristian Bezuidenhout, Sophie Gent, Cecilia Bernardini, Simone von Rahden, Jonathan Manson, Christine Sticher nach dem Konzert mit dem Cembalo