5. Konzert: Faurè Quartett
Das ursprünglich im Januar vom VjK geplante Konzert mit den „Philharmonix“ musste aus Termingründen bei mehreren Ensemblemitgliedern leider abgesagt werden. Dafür war es den Verantwortlich gelungen, das Fauré-Quartett für den Jahresauftakt einzuladen. Da das Programm der „Philharmonix“ quasi ausschließlich aus Bearbeitungen bestanden hätte, war man überein gekommen, gestern etwas „Buntes“, Neues zu wagen und die zweite Programmhälfte nach eigenem Gutdünken vom Klavierquartett gestalten zu lassen. Und so wurde es nach einem wunderschönen Mahler-Klavierquartettsatz (, bei dem man sich fragen musste, warum Mahler dieses tolle Stück Musik nicht weiter komponiert hatte – an Ideenmangel kann es nicht gelegen haben,) und dem ersten Klavierquartett des Namensgebers Fauré sehr abwechslungsreich. Da die Stücke, die oftmals als Zugabenstücke des Ensembles herhalten müssen, ganz spontan zusammengestellt wurden, waren sie nicht im Programmheft abgedruckt, das sei an dieser Stelle nachgeholt:
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- Jarkko Riihimäki
- „Tango Faurelle“
- Dvorak / Kreisler
- „Songs m Mother taught me”
- Debussy / Phillip Matthias Kaufmann
- „Clair de łunę”
- Richard Strauss
- „Ständchen“
- „Arabischer Tanz“
- Fauré / Dietrich Zöllner
- „Aprés un rêve“
- Steely Dan / Thorsten Rasch
- „Charlie Freak“
- Polarkreis 18 / Sven Helbig
- „River loves the Ocean“
- Eduardo Hubert
- „Faurétango“
- N.E.R.D. / Peter Hinderthür
- „Wonderful Place“
- Jarkko Riihimäki
Da war für jeden sicher mindestens ein bekanntes Musikwerk dabei. Mag man Bearbeitungen für andere Besetzungen als vom Komponisten ursprünglich vorgesehen auch kritisch hinterfragen, so wurde jedem klar, dass, wenn diese so gut interpretiert und arrangiert sind, sie auch eine Berechtigung für die Konzertbühne haben. Und mit einem Pfeifen auf den Lippen gingen die Besucher des Neujahrskonzerts des VjK beschwingt nach Hause.
Konzertkritik
Wenn junggebliebener Elan und Charme auf langjährige Erfahrung, Fleiß und Können treffen, sich dann noch gegenseitige Achtung und quasi blinde Vertrautheit dazugesellen, und schließlich noch innere Übereinstimmung und Begeisterung für die gemeinsame Sache das Ganze zusammenhalten: dann ist der Erfolg nicht mehr aufzuhalten. Das „Fauré Quartett“ ist eine solche Erfolgsstory, das gilt nicht nur für dessen „Lebenslauf“, sondern ebenso für seine Konzerte. Man spürt, sieht und vor allem hört man sie, diese Verbundenheit. Sie geht über das normale „perfekt-Zusammenspielen“ hinaus, das zwar auch gut funktionieren und Großartiges hervorbringen kann. Aber es ist dieses Quäntchen mehr, welches eine besondere klingende und inhaltliche Geschlossenheit hervorbringt. Am Sonntag war das Fauré Quartett beim Verein junger Kaufleute Leer in der sehr gut besetzten Blinke zu Gast; Mahler (Quartettsatz a-Moll) und Fauré (Quartett c-Moll) exquisit für die Freunde der Kammermusik. Entschlossen und mit Leidenschaft wollte Mahler sein Werk gespielt haben, eine klare Vorgabe für Erika Geldsetzer (Violine), Sascha Frömbling (Viola), sowie Konstantin Heidrich (Violoncello) und Dirk Mommertz (Klavier). Was für wenige Takte wie eine Spiegelung des frostigen Nebel-Wintertages draußen begann, führte unmittelbar zu einer „Entfesselung der Naturgewalten“, durchzogen von Beruhigung, erneutem Aufflammen, Vorwärtsdrängen voller Kraft und Willensstärke, und letztlich doch keiner Möglichkeit des Entrinnens. Große Intensität, voller Einsatz, Volumen, Expressivität. Das hatte man erwartet und bekommen, insbesondere beim Fauré in den Rahmensätzen, beeindruckend das Adagio. Wer im ersten Teil in jeder Hinsicht so ungemein kunstvoll von den Vieren mitgenommen wurde, konnte sich vielleicht mit dem zweiten nicht sogleich anfreunden und umgekehrt. Der war nun nicht minder qualitätvoll, nur musikalisch sehr konträr gelagert mit Tangos, Bearbeitungen von Popsongs, Klavierstücken und Liedern. Ein buntes Pasticcio von Melodien, Harmonien, das nach der üppigen Dramatik zuvor den entspannten Emotionen Rechnung trug: Schmachten Schwelgen, Schmunzeln, alles gewollt und erlaubt. Auf diesem Terrain bewegte sich das Quartett ebenso selbstverständlich gekonnt wie auf dem Klassik-Parkett. Hochkonzentriert und präzise, mit ebensoviel Leichtigkeit wie ernster Fröhlichkeit und fröhlichem Ernst, die jedes Werk in ihren Interpretationen gleich (ge-)wichtig erscheinen ließen. Ein bisschen Orient (Richard Strauss: „Arabischer Tanz“), etwas Impressionismus (Debussy: „Clair de lune“) bis hin zu unerwarteter Klangmystik (Polarkreis 18: „River loves the Ocean“), Lieder, Tangos, alles dem Quartett in Bearbeitungen auf den Leib geschrieben, veredelten und adelten die KünstlerIn mit ihrem sensiblen Gespür für die jeweiligen Möglichkeiten eines Stückes. Nicht zu vergessen die amüsante Zugabe (N.E.R.D.: „Wonderful Place“) unter treffsicher pfeifender Publikumsbeteiligung. Großer Beifall!
Barbara Fischer
Faurè Quartett beim ersten Stück
Faurè Quartett nach dem letzten Stück
Faurè Quartett bei der Probe