Wenn die NDR Radiophilharmonie in Leer Station macht, um ein Konzert beim Verein junger Kaufleute zu geben, ist naturgemäß immer alles ein wenig größer als sonst: Der Zuschauerzuspruch steht ja seit jeher in einer vorhersehbaren Äquivalenz zur Menge der Musiker auf dem Podium. Aber auch alle anderen Maßnahmen werden größer bzw. mehr:

Der Truck mit den Cases, die die Notenpulte, Musikinstrumente und Garderobe der Musiker enthalten, muss geleert (und später wieder gefüllt) werden. Unser Dank gilt vielen fleißigen Händen von Schülerinnen und Schülern des UEG, die dabei mitgeholfen haben. Der Bühnenbau braucht alle vorhandenen Podeste des Theaters, um den Bühnenanweisungen gerecht zu werden. Die Lichttechnik über der Bühne lief während des Konzertes mit 28.000 Watt.

Vor dem Konzert wurde dem Publikum im ausverkauften Theater an der Blinke die neue Saison 19/20 präsentiert. Und eine weitere, sehr gute und durchaus besondere Nachricht hatte die Vorsitzende Grietje Oldigs-Nannen dem Publikum mitzuteilen:  Der VjK ist quasi ausabonniert für den Rest der Saison. Das hat es lange Jahre nicht gegeben.

Christian Tetzlaff als Solist meisterte das schwierige Violinkonzert von Johannes Brahms mit großer Souveränität und Musikalität, ein Hochgenuss, der von Vielen schon nach dem ersten Satz mit großem Beifall bedacht wurde. Völlig zu recht. Seine Zugabe bestand dann aus dem Andante aus der 2. Sonate a-Moll von Johan Sebastian Bach, eine innige Zweistimmigkeit, die das Publikum den Atem anhalten ließ.

Natürlich ist es der pure Zufall, dass zu Zeiten des möglichen Brexit viel Englische Musik auf dem Programm stand, zudem mit Andrew Manze ein Chefdirigent aus England, der (wie es Frau Fischer in ihrer Kritik mal wieder auf den Punkt bringt) nicht vor dem Orchester steht, sondern quasi in ihm! Aber nach eigener Aussage musste er dem Orchester kaum in die Geheimnisse der Musik von Vaughan-Williams einweihen. Möglicherweise liegt das auch an der tradierten, immer besonderen Verbindung zwischen Hannover und England bzw. dem englischen Königshaus? Die Zugabe (zwei Sätze aus Händels Feuerwerksmusik) war dann auch der passende Ausklang für ein großes Konzerterlebnis.