6. Meisterkonzert: Klavierkonzert

Das Konzert mit Mitsuko Uchida war in vielerlei Hinsicht ein besonderer Abend.

Frau Uchida reist gewöhnlich nur mit dem eigenen Flügel inkl. eigenem Techniker. Für das Konzert in Leer brachte sie nicht ihren eigenen Flügel mit, sondern ihr Techniker, Georges Ammann, hatte aus der Leihflotte der Firma Steinway & Sons einen Flügel für sie ausgesucht und liefern lassen. Einigen aus dem Publikum war das durchaus in klanglicher Hinsicht aufgefallen, und wahrscheinlich hätte der vereinseigene Flügel etwas mehr Wärme und Volumen verbreitet. Stattdessen waren verschiedene Schärfen und eine gewisse Trockenheit im Klang wahrzunehmen. Aber möglicherweise schätzt Frau Uchida ja genau das.

Das fachkundige Publikum kann sich schon jetzt auf einen besonderen Vergleich freuen, denn in zwei Jahren wird an gleicher Stelle der holländische Pianist Ronald Brautigam ebenfalls einen Abend mit Werken ausschließlich von Franz Schubert spielen, nämlich die drei letzten Sonaten. Wer also seinen Höreindruck über zwei Jahr konservieren kann, der hat da die Chance, die wunderbare Sonate B-Dur D 960 auf dem vereinseigenen Flügel zu hören.

Natürlich ist so ein Solo-Abend immer etwas anstrengender für die Zuhörer (und die Interpreten) als ein Abend mit großem Orchester. Die Akustik im Theater an der Blinke ist so gut, dass man einerseits auch die leiseste Stellen in der Musik auf allen Plätzen gleichwertig hören kann, leider aber auch jedes Handy, jeden Huster und das obligatorische Auspacken eines Bonbons (inklusive sein wieder Zusammenfalten…) wahrnimmt, auch auf der Bühne. Das Kopfschütteln der Pianistin zeigte ganz deutlich ihren Unmut darüber. Anerkennend muss man hervorheben, wie wenig Frau Uchida sich dadurch aus ihrem Konzept bringen ließ und den nicht-hustenden Besuchern einen wunderbaren Abend bescherte. Etwas widersprüchlich waren die Meinungen hinsichtlich der Interpretation der Werke. Dass Frau Uchida eine Spezialistin für das Werk Schuberts ist, ist allgemein bekannt. Einige meinten (wie die Kritikerin in der OZ, Frau Barbara Fischer), dass da etwas mehr Emotion, Tiefensuche, das Nachspüren des Unerklärlichen gefehlt hat, für andere war genau das Unsagbare in Töne übersetzt worden, der Notentext geht über alles (und seine Sonaten sind nicht zu vergleichen mit Schuberts Liedern).

Nach den drei Schubert-Sonaten und dem lang anhaltenden Beifall gab es noch eine (wie sie selber anzeigte) klitzekleine Zugabe, ein Tänzchen  von Schubert. Schade, dass während der Zugabe Besucher aufstehen und den Saal verlassen mussten, diese Zeit hätten doch noch alle gehabt, oder??

Konzertkritik in der Ostfriesen Zeitung von Frau B. Fischer

Mitsuko Uchida spielt Schubert (Bild: Könemann)

Mitsuko Uchida nach der Zugabe